EIN SPORTLERLEBEN

KINDHEIT, MEIN SPORTLICHER WERDEGANG

Wenn ich an meine erste Erinnerung denke, die ich in Bezug auf irgendetwas Sportliches habe, fällt mir immer eine etwas komisch riechende Turnhalle ein. Als Kind konnte ich diese Gerüche nicht zuordnen. Ich wusste nicht, dass das Schweiß gemischt mit dem Geruch von verstopften Abflüssen, zu hoher Luftfeuchtigkeit und diesem merkwürdig sauer-staubig riechenden Magnesia ist. Ebenso weiß ich, dass ich jedes Mal aufgeregt war, fast schon ängstlich, wenn meine Mutter mich zu dieser gar nicht mal so einladenden Turnhalle gebracht hat. Diese Erinnerung ist nun 30 Jahre alt. Das Gefühl, wenn ich daran denke, ist aber immer noch das Gleiche. Die zweite Erinnerung ist der Ballettsaal meiner Mutter. Sie war und ist für mich immer noch Ballettlehrerin durch und durch. Sie brachte Kindern und Jugendlichen das Tanzen bei. Die Grundlage war das klassische Ballett. So saß ich immer wieder im Ballettsaal, lauschte dem Klavier und schaute dabei zu, wie meine Mutter jede Bewegung vormachte, kommentierte und korrigierte. Die Stimmung hier war freundlicher und einladender, dennoch fühlte es sich nach noch mehr Disziplin und Genauigkeit an als in der Turnhalle. Ich begann also sowohl zu turnen als auch zu tanzen, wobei das Turnen einen größeren Anteil hatte und mir rückblickend auch mehr Spaß machte. Wenn ich nicht in der Turnhalle oder im Ballettsaal war, verbrachte ich meine Freizeit ausschließlich mit Fußballspielen. Mein Opa brachte mir das Fußballspielen bei und ich war das Kind, das immer einen Ball dabei hatte. Es könnte ja sein, dass man irgendwo 5 Minuten Zeit hat und es war für mich das Logischste, diese Zeit zu nutzen, um meine Skills am Ball voranzubringen.

Obwohl ich in der Jugend relativ erfolgreich im Turnen war – ich begann im frühesten Kindesalter mit Wettkämpfen – und mir ebenso im Fußball ein großes Talent nachgesagt wurde, und das bis heute die Sportart ist, an der wahrscheinlich der größte Teil meines Herzens hängt, entschied ich mich aus verschiedenen Gründen dafür, an die staatliche Ballettschule Berlin zu gehen. Am Ende wollte ich einfach jeden Tag trainieren und das hat sich bis heute nicht verändert.

Meine Zeit an der Ballettschule hat alles verändert. Der Wunsch, möglichst viel zu trainieren, wurde mehr als erfüllt. Jeden Tag von früh bis spät. Der Tag war meist von 6 bis 18 Uhr durchgetaktet. Das Fußballspielen fand dann meistens vor oder nach dem Abendbrot statt, was überhaupt nicht gern gesehen wurde, da es nicht in das „Ballettsystem“ passte. Generell wurde mir relativ schnell klar gemacht, „du gehörst hier nicht hin!“. Ein Ballettlehrer von mir hat es mal auf den Punkt gebracht, er sagte: „Wir wollen die Schüler brechen, um sie in unserem Sinne neu aufzubauen“. Um es kurz zu halten, ich flog von der Schule, da ich mich nicht brechen lassen wollte. Ich weiß, dass viele Lehrer und Trainer bis heute die Zeit mit mir als nahezu traumatisierend empfanden. Ich war ein sehr guter und talentierter junger Tänzer, aber eben nicht in der Lage, Ungerechtigkeit zu akzeptieren und vor allem hatte ich keinen Respekt vor Menschen, deren Lebensaufgabe darin bestand, andere zu tyrannisieren. In diesem Fall waren das dummerweise die Ballettlehrer.

Durch diese Zeit habe ich gelernt, mehr zu trainieren als alle anderen, mehr zu trainieren als mein Körper in der Lage war, auszuhalten und vor allem, alleine klarzukommen. Die vielleicht entscheidendste Fähigkeit, die ich in dieser Zeit entwickeln musste, war es, immer auf den Punkt genau abzuliefern. Ich durfte oft nicht mit der Gruppe trainieren, aus verschiedensten Gründen, man hat versucht zu verhindern, dass ich bei den Prüfungen gut abschneide. Ich brachte trotzdem immer meine Leistung. Je mehr Steine mir in den Weg gelegt wurden, desto besser lieferte ich ab.

Nach dieser Zeit widmete ich mich wieder vermehrt dem Fußballspielen. Später begann ich intensiver, Thaiboxen und Boxen zu trainieren. Dazu kamen Sportarten wie Gewichtheben, Sprinten und vor allem Crossfit. Ich stellte fest, dass meine sportliche Grundlage durch das Turnen und Ballett dabei half, Bewegungen extrem schnell zu erlernen, weshalb ich in relativ kurzer Zeit in verschiedenen Sportarten zumindest mal ganz gut wurde. Den Traum vom Profisportler musste ich aufgrund vieler privater Umstände schnell begraben. Vielleicht lag es auch an der fehlenden Fähigkeit, mich unterzuordnen und anzupassen, das zu entschlüsseln würde hier allerdings zu weit führen. 

Training war und ist bis heute das konstante Element in meinem Leben. Und ohne ein Gefühl von Übertreibung kann ich sagen, Sport hat mein Leben gerettet. Ich höre heute oft die Frage: „Eric, wofür trainierst du denn eigentlich so viel?“. Diese Frage ist absolut berechtigt. Ich bestreite keine Wettkämpfe mehr (auch wenn ich gern würde), ich habe eine wundervolle kleine Familie und trainiere immer noch fast so diszipliniert wie ein Athlet. Die Erklärung liegt wahrscheinlich in meiner Schulzeit, wo ich immer wieder feststellte, dass mir meine Zeit als Balletttänzer als Schwäche ausgelegt wurde. Ich konnte mich allerdings immer darauf verlassen, dass ich fitter war als die meisten, mich besser bewegen konnte als andere und somit physisch sehr durchsetzungsfähig war. Der Kampfsport half mir dabei natürlich auch enorm. Ich trainierte also fortan nicht für irgendeinen Wettkampf, sondern nur für mich. Ich wollte stark, schnell, ausdauernd und geschickt sein, ausgestattet mit der Mentalität eines Navy Seals. Um es in meinen etwas kindlichen Worten zu sagen: Ich trainiere, um unbesiegbar zu sein. Ich trainiere, damit mir niemand mehr wehtun kann. Und ich trainiere, weil ich es liebe.



MEINE TRAINERLAUFBAHN

Meine Laufbahn als Trainer begann etwas holprig. Ich hatte weder einen vernünftigen Schulabschluss, noch irgendwelche Lizenzen. Als Jugendlicher half ich meiner Mutter ab und zu im Ballettsaal aus, die schon sehr früh zu mir meinte, „Eric, du solltest einfach Trainer werden”. Es folgten viele Stationen als Assistenztrainer beziehungsweise Athletiktrainer in verschiedenen Sportarten. Ich trainierte sowohl Judokas, Gewichtheber als auch Fußballer, Footballer, Kampfsportler und einfach Menschen, die sich fit halten wollten. Ich bekam dann die Möglichkeit, meine ersten Trainerlizenzen zu machen und begann in verschiedenen Fitnessstudios zu arbeiten, was, wenn man so will, meine ersten geregelten Jobs als Trainer waren. Im Zuge dessen lernte ich auch viele neue Menschen kennen und irgendwie zog ich Leistungssportler oder absolute „Problemfälle“ magisch an. Ich begann mich immer mehr mit Trainingslehre, Biomechanik und insbesondere Athletiktraining zu befassen. Ebenso entwickelte ich meinen Stil zu coachen. Es ist mir wichtig, dass der Mensch im Vordergrund steht. Ich stelle mir immer wieder die Frage, welchen Trainer ich mir als Athlet gewünscht hätte. Deswegen versuche ich immer, das Beste für den Sportler herauszuholen, unter der Berücksichtigung, dass dieser Sportler in erster Linie ein Mensch ist. Und der sportlich beste Weg ist nicht immer der menschlich gesündeste Weg.

Schließlich landete ich als Athletiktrainer bei Turbine Potsdam in der ersten Frauen Fußball Bundesliga. Nach knapp drei Jahren trennten sich diese Wege wieder und ich begann am Olympiastützpunkt Potsdam zu arbeiten. Seit nun 4 Jahren bin ich Athletiktrainer im Kanurennsport und vorrangig für die Kajak-Herren verantwortlich. In dieser Zeit durfte ich unter anderem auch Nachwuchssportler im Stabhochsprung und modernen Fünfkampf betreuen, was meinen Horizont als Trainer noch einmal erweitert hat. Ebenso bekam ich die Möglichkeit, zu studieren, und ab diesem Jahr darf ich mich Sportwissenschaftler nennen.
Die Liste an Sportarten, in denen ich bereits professionelle Athleten trainieren durfte, ist mittlerweile sehr lang, was mir in meiner Tätigkeit als Personal- und Athletiktrainer enorm hilft. Ich bin seit über 10 Jahren als Trainer aktiv, habe in mehreren Vereinen sowie Fitnessstudios gearbeitet und Menschen dabei geholfen, gesünder zu leben und fitter zu werden. Ich habe Athleten dabei unterstützt, nach schweren Verletzungen stärker denn je zurückzukommen und versuche bis heute jeden Tag, in meinem Job immer besser zu werden.

PRIVATES

Ich wurde in Frankfurt (Oder) geboren, bin aufgewachsen in Berlin und lebe seit einigen Jahren in Potsdam. Ich habe ein Kind mit einer wundervollen Frau, die es irgendwie schafft, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Dazu kommt noch eine völlig durchgeknallte belgische Schäferhündin, der man nachsagt, sie sei zum Teil das tierische Abbild des Charakters vom Herrchen (was ich bestreite!). Obendrauf kommt eigentlich so gut wie jeden Tag Sport.
Als Kind habe ich das Klavierspielen gelernt, welches ich sehr erfolgreich auch wieder verlernt habe, da ich Schlagzeug spielen einfach cooler fand, ich leider seit Jahren allerdings keine Zeit mehr für mein musikalisches Hobby habe (und jetzt kommt mir nicht mit, „Zeit muss man sich nehmen“ … Ja, ich weiß). An dieser Stelle sei gesagt, dass mir die Weitsicht einfach gefehlt hat, da ich später eine Frau finden würde, die „Krach“ genauso gut findet wie Fußpilz. Ich konnte sie trotzdem überzeugen, also ist alles nochmal gut gegangen.
Seit einigen Monaten gehe ich jeden Morgen in die Eistonne (das hilft wirklich), ich koche für mein Leben gern, kann bis heute über Bud Spencer und Terence Hill Filme lachen (ich lache auffällig laut) und liebe es, möglichst lange und weit weg in den Urlaub zu fahren (…wow, wer nicht?).